Veronika Kellndorfer (geb. 1962) lebt in Berlin |
agglomération (ursprüngliches Konzept) Öffentlichkeiten - Atmosphären - Dekonstruktionen Verschwindende Architektur, aufzeichnen wie sich die Gegenwart in ihrer realräumlichen Erscheinung verändert. Architektur als Ausdruck gesellschaftlicher Zustände - als wäre in den Mauern Geschichte gespeichert, die der Blick langsam aus ihnen herauslöst. Die Architektur als äußere Hülle und Schauplatz der inneren Codierung. Meine Arbeit kommt aus der Wahrnehmung von Architektur und wird an der Schnittstelle von ästhetischem und gesellschaftlichem Raum ein Teil von ihr. Die Hufeisensiedlung in Berlin/Britz, fertiggestellt zwischen 1925 und 1933, stellt den Beginn des Großsiedlungsbaus und der Etablierung industrieller Arbeitsmethoden im Bauwesen der Weimarer Republik dar. Bruno Taut baute im vom Bauhaus inspirierten Stil der 'neuen Sachlichkeit' das bekannte Hufeisen - ein runder Zeilenbau im Zentrum der Siedlung - und die aufgrund der Farbgebung auch 'Rote Front' genannte Bebauung an der Fritz-Reuter-Allee. Im Gegensatz dazu stehen die Architekten Engelmann und Fangmeyer mit der traditionellen Formensprache der verspielten und romantisierenden Elemente. Es werden die Gegensätze der Weimarer Republik auf engstem Raum im Städtebau deutlich. Das Entlegene des Ortes: Britz / Neukölln - Sommer 2005 Das Projekt 'agglomération' untersucht, wie aus der Verschränkung von utopischem Gehalt und Sachzwängen eine Architekturidee entwickelt wurde. Die Frage nach dem Verhältnis von Modell und Realität. 'agglomération' wird für einen bestimmten Zeitraum im Sommer 2005 Teil der Hufeisensiedlung, verbindet sich mit der architektonischen Situation und prüft, was von den Utopien der architektonischen Ausgangssituation virulent ist. Taut ging es in der Architektur nicht um Stil, sondern um Aufgaben. Analog zu diesem Ansatz interessiert mich die spezifische Besonderheit des Ortes und der Situation. Ich entwickle meine Arbeit dann nach den Prämissen des Raumes, der Topographie. Kein Raum ist neutral, keine Situation ist identisch. Augenfällig sind die Ansätze einer Privatisierung der Hufeisensiedlung und die Parallelen zur Weissenhofsiedlung Stuttgart. Eine Weiterentwicklung meiner Recherche 'Architektur und Ökonomie', die ich in der Weissenhofsiedlung Stuttgart, den 'case study houses' Los Angeles oder den Berliner Bauten von Erich Mendelsohn begonnen habe. Neu ins Spiel möchte ich an dieser Stelle den Begriff des Glücks bringen - das Hufeisen als utopische Bauform par excellence - was ist von diesen utopischen Reserven noch aktuell, noch spürbar? Die Flanke des Hufeisens zur Fritz-Reuter-Allee beherbergt eine Reihe von Läden und ein Restaurant - die symmetrische Spiegelung des Lokals steht leer und soll als Plattform für diese Untersuchungen genutzt werden. Die Rekonstruktion einer Musterwohnung, eines Musterladens - die Verschränkung von Öffentlichem und Privatem. Antworten von Anwohnern werden mit einer Befragung von Schornsteinfegern zum Thema Glück und Wohnen verknüpft. agglomération (modifiziertes Konzept) Das Entlegene des Ortes: Die Hufeisensiedlung in Britz / Neukölln Das Projekt 'Agglomération' untersucht das Zusammenspiel der Verschränkung von utopischem Gehalt und Sachzwängen mit einer Architekturidee und die Frage nach dem Verhältnis von Modell und Realität. Die von Bruno Taut im Stil der Neuen Sachlichkeit gebaute Hufeisensiedlung steht im Zentrum des Projekts von Veronika Kellndorfer: Hier untersucht die Künstlerin die Überlagerung einer architektonischen Utopie mit den Spuren des Alltags: Das Hufeisen als utopische Bauform par excellence - was ist von diesen utopischen Reserven noch aktuell, spürbar? "... Die Planung der Siedlung basierte auf sozialen Forderungen und den Bewegungen des Geländes: zwei Senkungen mit Teichen, die eine von Natur ein ziemlich regelmäßiger Kessel und deshalb mit einem ganz regelmäßigen Bogen umbaut, so daß die Form eines Hufeisens entstand, die andere völlig unregelmäßig und in dieser Unregelmäßigkeit betont und als terrassenförmige öffentliche Gartenanlage ausgebildet ..." Bruno Taut: Wohnungswirtschaft, Jg. 3, 1926 In ihre Recherche über die Privatisierung der Hufeisensiedlung und die damit verbundene Umcodierung des öffentlichen Raumes bezieht Veronika Kellndorfer die Anwohner/innen ein. Im Frühjahr 2006 hat sie aus privaten Archiven Fotos und Postkarten gesammelt, die nun Teil der räumlichen Situation werden. Die Häuser zur Fritz-Reuter-Allee beherbergen eine Reihe fast kleinstädtisch anmutender Läden, wie Bäcker, Metzger, Blumenladen, Fußpflegesalon und das kroatische Restaurant "Zum Hufeisen". Der Laden gegenüber steht leer. Für das Projekt werden aus dem Inneren dieses leerstehenden Ladens Dias nach außen projiziert. Die Treppe zwischen Lokal und dem leerstehenden Kopfbau der Siedlung wird freigeräumt und als Plattform für den Blick auf die Topographie des Geländes genutzt, während man gleichzeitig die an die Fenster projizierten Dias im Blick hat: Gegenwart und Vergangenheit, die Verschränkung von Öffentlichem und Privatem. Das leer stehende Kopfhaus wird qua installiertem Neonschriftzug als ehemalige STADTBÜCHEREI identifiziert. |
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