Andrea Knobloch

 

 

Die hier skizzierte Idee "Das Glück liegt auf der Straße (II)" wurde von Andrea Knobloch entwickelt. Aus Kostengründen sowie aus strukturellen und konzeptionellen Erwägungen entwickelte Andrea Knobloch in Zusammenarbeit mit Markus Ambach (unter dem gemeinsamen Label stadtraum.org) eine neue Idee mit dem Titel → "stadtraum.org.mobil: touring the city", die umgesetzt wird.

 

 

Andrea Knobloch

Andrea Knobloch
(geb. 1961)

lebt in Düsseldorf
"Das Glück liegt auf der Straße (II)"

Situation
Die Grünfläche als 'Freiraum' im Wortsinn - für Menschen und Pflanzen - kommt in Städten nicht vor. Natur in der Stadt ist hochgradig domestiziert und funktionalisiert. Die Auswahl der Pflanzen orientiert sich entweder an Sicherungs- bzw. Abwehrfunktionen oder an der Eignung für die Herstellung einer dekorativen Präsentationsoberfläche. Grünflächen sind von Kontroll- und Sicherheitsarchitekturen durchzogen, Nutzungsoptionen werden stark eingeschränkt: Eigentlich ist dort so ziemlich alles verboten. Auf den wenigen 'Spielplätzen' reduziert stereotypes Spielmobiliar 'spielen' auf ein mehr oder weniger passives Ausgeliefert-Sein an die seiner formalen Gestaltung eingeschriebenen Handlungsmöglichkeiten. Trotzdem bilden Grünflächen die eigentlichen Konzentrationspunkte eines städtischen Sozialen. Erholung und Muße, die Konfrontation mit unvermuteten Kommunikationsanlässen, Zeit zur Beobachtung anderer oder Konzentration auf sich selbst: Hier finden sich Elemente dessen, was der Idee des 'öffentlichen' Lebens eine Tür in die städtische Realität öffnen könnte. Die Durchlässigkeit der Grünräume für das Ausspielen verschiedener Zeichen- und Bedeutungssysteme prädestiniert sie für das Einziehen einer weiteren Ebene der Bedeutungsproduktion. 'Das Glück liegt auf der Straße (II)' unterwandert vorhandene Regulierungen von Grünflächen im Rahmen einer Taktik der unmerklichen Veränderung. Gleichzeitig werden gewohnte Nutzungsweisen temporär modifiziert und konzentriert.

Transporteur
Der Weißklee (Trifolium repens L.) gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler. Er wächst auf Wiesen und Weiden, gern auch in Parkrasen und äckern. Er ist eine sehr widerstandsfähige Pflanze, die sich vorzugsweise auf Flächen festsetzt, die häufig geschnitten oder betreten werden. Seine Wurzeln reichen bis zu 1 m in den Boden, so dass er auch lange Trockenzeiten unbeschadet überstehen kann. Der Weißklee ist ein ausdauerndes kriechendes Kraut mit einem Wurzeln treibenden Stengel, aus dem dreizählige Blätter mit einem weißlichen Fleck auf der Oberseite wachsen. Bestimmten Pflanzenteilen spricht man heilkräftige Wirksamkeit zu, aus seinen Blüten wird ein schmackhafter Honig gewonnen. Er ist ein Stickstoffsammler und verbessert damit nachhaltig die Bodenqualität am Standort.
Weißklee weist eine Besonderheit auf, die ihn für dieses Projekt prädestiniert: Er neigt relativ häufig zu Anomalien in der Blattausbildung. Entwickeln sich bei 'normalem' Verlauf lediglich drei Blätter am Blattstamm, kommt es im Verhältnis 0,1 zu 100 zur Ausbildung vierblättriger Varianten. In vielen Kulturen gilt das Finden eines vierblättrigen Kleeblatts als Glück bringendes Ereignis.

'Okkupation'
Im Frühjahr 2005 (Aussaatzeit: April - Mai) soll mit Hilfe von Kooperationspartner/innen im Bezirk (vorzugsweise Jugendclubs und Jugendeinrichtungen, dabei vorzugsweise solche, die sich auf die Arbeit mit jugendlichen Mädchen konzentrieren) die Vervielfältigung der Neuköllner Kleepopulationen ins Werk gesetzt werden, indem eine ausreichende Menge Saatgut in den Grünbereichen Neuköllns punktuell verteilt wird. Ohne durch aufdringliche optische Präsenz den Bestand möglicherweise gefährdenden Widerspruch zu provozieren, werden die Weißklee-Pflanzen bis zum Sommer ungestört heranwachsen. Ebenso wichtig, wie die damit eingeleitete langfristige 'Manipulation' der Häufigkeit des Vorkommens von 'Glücksklee' im Bezirk Neukölln, ist die Kommunikation der dazugehörigen Erzählung. Ein kurzer Text, der zur Eröffnung von 'Okkupation' in sämtlichen im Bezirk erscheinenden Tages- und Wochenzeitungen, an Quartiers-Informationspunkten sowie in Gemeinde- und Vereinsblättern in allen vor Ort präsenten Sprachen erscheinen soll, wird von der dann bereits manifesten Manipulation der Neuköllner Kleepopulationen berichten und die dazugehörige Geschichte über die dem vierblättrigen Kleeblatt zugeschriebenen Glück bringenden Kräfte erzählen. Theoretisch könnte damit jede/r, die/der den Bezirk Neukölln durchstreift, mit dieser Erzählung in Berührung gekommen sein und selbst auf ein Glücksklee treffen. Um es zu finden, bedarf es allerdings einer veränderten, nämlich gesteigerten Aufmerksamkeit für den Lebensraum Stadt.
Die gesammelten Belegexemplare der Presse-Veröffentlichungen zum Projekt bilden den während der 'Okkupation' sichtbaren Beitrag von 'Das Glück liegt auf der Straße (II)', der an einem geeigneten Ort (leer stehende Vitrine/Schaufenster im Bezirk) in der Stadt ausgestellt wird. über eine Webpräsenz (Laufzeit 1 Jahr) sind Rückmeldungen zu Funden bzw. den dadurch herbeigeführten glücklichen Ereignissen möglich.
 
    Website: www.stadtraumorg.de

 

 


 

 

Das Glück liegt auf der Straße (II) - Grünfläche an der Karl-Marx-Straße   Das Glück liegt auf der Straße (II) - Stadtgrün im Ostbahnhof
Grünfläche an der Karl-Marx-Straße


  "Stadtgrün" im Ostbahnhof


Das Glück liegt auf der Straße (II) - Dekorativer Pflanzenschmuck (Richardstraße)   Das Glück liegt auf der Straße (II) - Spielplatz in der Gropiusstadt
Dekorativer Pflanzenschmuck
(Richardstraße)


  Spielplatz in der Gropiusstadt


Das Glück liegt auf der Straße (II) - Weißklee   Das Glück liegt auf der Straße (II) - Geschenktes Glück
Weißklee


  Geschenktes Glück


Das Glück liegt auf der Straße (II) - Glück zum kaufen   Das Glück liegt auf der Straße (II) - Vitrine an der Karl-Marx-Straße
Glück zum kaufen   Vitrine an der Karl-Marx-Straße

 

 

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