Kathrin Böhm (geb. 1969) Andreas Lang (geb. 1968) leben in London Stefan Saffer (geb. 1969) (hat nicht am Symposium teilgenommen) lebt in Berlin |
Neuköllsch Bänke & Walky Talkies Neukölln leidet an fehlenden Kommunikationsstrukturen. Dies ist kein typisch Neuköllner Problem, sondern ein allgemeines, das sich durch die Vielzahl unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Interessengruppen lediglich verstärkt. Dass man sich nichts zu sagen hätte oder dass es nichts zu sagen gäbe, trifft auf Neukölln keineswegs zu. Es fehlen Möglichkeiten und Orte, die den unterschiedlichen Vorstellungen von Kommunikation entgegenkommen und gleichzeitig öffentlich zugänglich bleiben. 1. Bänke Unser Projekt wird temporär neue Treffpunkte in Neukölln schaffen und sie akustisch verbinden. 'Neuköllsch' I 1 I'Neuköllsch' ist ein temporäres Netzwerk von Sende- und Empfängerstationen, die sich in längerfristige Sprech- und Zuhörerpunkte erweitern könnten. hat gleichermaßen mit der Inanspruchnahme des öffentlichen Raums und dem kommunikativen Austausch im Öffentlichen zu tun. An öffentlichen und halböffentlichen Stellen Neuköllns (Verkehrsinseln, Parkbäumen, Hausecken, Hinterhöfen, Gehsteigen etc.) werden wir einfache Sitzobjekte aus Dachlatten bauen. Die Strukturen werden ohne Antrag spontan gebaut werden und ihren neuen Ort hinsichtlich seiner verwalterischen Strukturen, seinen persönlichen Besitzansprüchen und seinem kollektiven Potenzial testen. Wir haben 2001 auf einer Verkehrsinsel in Berlin Mitte eine ähnlich einfache Holzstruktur gebaut, die den Raum um einen Baum für sich als Bank beansprucht hat. Die Konstruktion ist einfach: Dachlatten werden so miteinander verschraubt, dass sie ein stabiles Gerüst ergeben. Bereits während des Bauens wurde die neue Bank zum Treffpunkt: Nachbarn wollten wissen, was los ist, Spaziergänger blieben stehen, Kinder kamen zum mithelfen. Die Bank hat die vorherige Hundetoilette um den Baum durch einen Treffpunkt ersetzt. Die Bank steht noch immer. Unzerstört - und ohne Genehmigung. 2. Walky Talkies An jedem neuen 'Ort' wird ein einfaches Walky Talky-Gerät installiert, und die Bank wird somit Teil eines Sende- und Empfängernetzes in Neukölln. Geschichten können nun quer durch den Kiez erzählt werden. Der zufällige Spaziergänger kann zum Mithörer werden oder Freunde, die ein paar Straßen weiter wohnen. Es können Geschichten, Musik, private Gespräche, etc. gesendet werden. Ein Walky Talky-Gerät bleibt mobil, und wir wollen mit einer lokalen Jugendgruppe arbeiten, um Berichte und Geschichten aus dem Kiez zu recherchieren und zu senden. Mit der Jugendgruppe wollen wir eine Reihe von Aufnahmen durchführen, die sich mit den anderen temporären Projekten von 'Okkupation' beschäftigen. Wie werden die Aktionen vor Ort weitererzählt? Wie wird das Geschehen in 'Neuköllsch' übersetzt? Eine Art einfaches 'Radioprogramm' wird an allen Bänken ausliegen und über die nächsten organisierten Sendungen berichten. Gleichzeitig wollen wir versuchen, das Sendenetz für Berichte über 'Okkupation'-Projekte zu benutzen, d. h. für Lifeberichte von vor Ort. Unser Projekt versucht, die unterschiedlichen lokalen 'Sprachen' und 'Sichtweisen' zu sammeln, um diese neu zu übersetzen. Die uralte Tradition der mündlichen Geschichtenerzählung findet sich in allen Kulturen. Viele Kulturen bilden Neukölln. Vieles in Neukölln wird mündlich geregelt und verhandelt. Sprache, Geräusche und Laute markieren den öffentlichen Raum in Neukölln. Die Straße ist der Ort für Geschichten und Geschichte. Durch das Zwischenschalten einer neutralen Empfänger/Sender-Einheit versuchen wir, eine direkte Auseinandersetzung zu ermöglichen, ohne sofort direkt zu kommunizieren. Diese kleine eingebaute Verzögerung im Kommunikationsprozess schafft Zeit zum hören, reden und sich treffen, um das Gehörte zu diskutieren und zu reflektieren. |
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Websiten: www.publicworksgroup.net Websiten: www.mobileporch.net |
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